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kataStrophen

Der wahre Künstler

Die Amsel singt in ihrem Nest,
vorausgesetzt, daß man sie läßt.
Denn mancher, der Gesänge hört,
fühlt sich davon doch sehr gestört.

Der Kater schleicht heran ganz leise,
beleidigt durch des Vogels Weise.
Und weil die Beute nicht zu kriegen,
miaut er, stimmlich zu obsiegen.

Dies wiederum erscheint dem Hund
nun aber ganz und gar zu bunt.
Des Katers Kreischen einzustellen,
fängt er auf’s Schönste an zu bellen.

Der Hausherr denkt: "der grause Lärm
zieht mir gar furchtbar durchs Gedärm!"
So platzt er lauthals in den Chor,
sein Können zeigend als Tenor.

Die Meute sich frustriert verdrückt,
die Nachbarn klatschen hochbeglückt:
den größten Beifall weit und breit
hat nunmal, wer am schrillsten schreit.

Das Promillchen

Ein Promillchen, sehr verträumt,
nebst andern in der Flasche schäumt.

Diese andern perlen heiter,
jenes aber träumt sich weiter:

"Gefangen im Sekt – hier werd‘ ich nicht froh,
viel lieber schwömm‘ ich in Veuve Clicqot,

denn will ich’s heut‘ noch zu was bringen,
muß auch der Name edel klingen.

Zudem", versetzt es sich in Rage,
"bekäme ich auch viel mehr Gage!"

Der Hochmut ruiniert auf Dauer
die Harmonie: der Sekt wird sauer.

 

 

Selbst Schuld!

Jetzt muß ich zu ´ner Probe, einer blinden –
werd‘ ich als ebensolches Huhn ein Korn dort finden?
Zu spät ist es, sich noch zu präparieren
und mit der rechten Lehre sich zu instruieren.

Da sitzen sie die Herren und die Damen,
Scharfrichtern gleich, in Weines Namen.
Ich schwanke, ich gerate aus dem Takt;
hülfe mir jetzt mit dunkler Macht ein Pakt?

Vielleicht braucht ja der Teufel gerade eine Seele,
worauf ich mich dann zur Expertenrunde zähle.
Zu spät, sie reichen mir den ersten Trank:
ich fühl‘ mich krank!

Château-que-sais-je neunzehnhundertsechzig?
Nur Spaß war mein Begehr, das rächt sich.
Nichts weiß ich, null, jedoch ich weiß sie stecken
mich in ein leeres Faß und lassen mich darin verrecken!

Der Oberinquisitor naht –
und schreit: "Verrat!
Unwürdige, falsch bist Du hier in uns’ren Reihen,
das wird Dir niemand aus der edlen Schar verzeihen!"

Hier bin ich unsanft aus dem Bett gesunken,
hab‘ gestern Abend wohl ein Glas zuviel getrunken.
Der Traum war mir nun wirklich sehr entbehrlich,
weiß ich doch längst: mit Wein schläft sich’s gefährlich!

Halali

Ein Mensch pirscht durch den tiefen Wald,
auf eine Lichtung stößt er bald.
Der Mensch, ins Unterholz gebückt,
erspäht ein Reh, was ihn entzückt.

"Dies Reh", denkt er, "wird meine Beute.
Das freut daheim nachher die Leute."
Da schiebt von rechts ein graues Ohr
sich störend übers Zielfernrohr.

Ein Wolf blickt in des Menschs Pupille
und was er schaut, ist Mörderwille.
Der Wolf gibt darauf Fersengeld,
der Mensch, er sieht sich schon als Held.

Doch klingt ganz nah ein tiefes Brummen:
der Mensch fühlt jeden Mut verstummen.
Er dreht sich um, da steht ein Bär
und spricht: "Nur weg mit dem Gewehr!"

Der Mensch läßt flüchtend alles fallen
und hört zuletzt ein scharfes Knallen.
Das Erdreich färbt sich eilends rötlich.
Der Bär denkt: "Aber dies war tödlich."

Und daß, nun ja, vielleicht die Beute
nachher erfreut daheim die Leute.

Phantasien

Der Wein beflügelt Phantasien,
vielfältig, bunt und prächtig ziehen
vorüber sie an inn'ren Augen,
dieweil wir an dem Nektar saugen.

Und häufig sucht der Bilder Streben
auf diesem Weg sich zu beleben:
der Vamp betört durch Schwung der Hüften,
die Diva, sie verführt mit Düften.

Die Dame siegt durch Eleganz,
das Flittchen mit verruchtem Tanz -
ob blond, brünett, mal heißt es: zierlich,
mal rund, mal eher unmanierlich.

Dann wieder streng, dann sehr vertraulich,
doch eines heißt es immer: fraulich!
Es scheint, als ob die lieben Knaben
so keine Attribute haben,

die uns mit Lust den Wein erschließen.
Das müßte sie doch sehr verdrießen.
So bleibt es rätselhaft, ganz unbeschreiblich:
dER Wein ist weiblich!

 

Der fröhliche Weinberg

Die Sonne spiegelt sich im Fluß
kitzelt die Reben mit sanftem Kuß.
Vorm Haus hört man die Bienchen summen,
von ferne tönt ein leises Brummen.
Der Winzer hat’s bereits vernommen
und murmelt bleich: "Mein Gott, sie kommen!"
Seht, was er fürchtet wird schnell wahr:
dem Bus entsteigt fidele Schar.
"Hallo, muß man für Proben zahlen?"
Der Winzer schweigt und leidet Qualen.
So läßt man sich denn fröhlich nieder
und rüstet sich für spät’re Lieder.
Ein Fachmann weiß genau, was out:
der Hit ist "trocken" ausgebaut.
Der Winzer schafft die Trock’nen ran,
doch schade, daß man lesen kann:
"Spätlese! Was, die ist doch süßlich!"
Der Winzer findet‘s unersprießlich.
So mancher denkt: "Mein lieber Bauer,
das ist mir alles viel zu sauer."
Jedoch, was soll’s, man will ja nur
Gemütlichkeit in Reinkultur.
Vor Frohsinn wackeln schon die Wände,
die Ochsentour, sie nimmt kein Ende.
Dann endlich: "Einer geht noch rein,
drum kehren wir beim Nachbarn ein.
Man muß auch zwischendurch mal laufen
und morgen werden wir was kaufen,
denn morgen sind wir wieder hier."
"Uff", seufzt der Winzer, "jetzt ein Bier!"

Macht des Weines

Dort die Flaschen auf der Decke
dienen zum Verkostungszwecke -
huldvoll nähern wir die Nase
dem perfekt geformten Glase.

Von Verlangen sind wir trächtig,
denn wir sehnen uns schon mächtig
nach dem edlen Rebensaft
und wir sammeln unsre Kraft.

Schwenken, Schauen, Schnüffeln - Schlürfen,
denn nun endlich, endlich dürfen
wir die Zunge auch noch senken,
mit dem Elixier sie tränken.

Hinterrücklings aber rinnen
Tropfen auf das weiße Linnen.
Boshaft laufen sie daneben,
dunkel sind sie wie das Leben.

Oder war es doch der Tod?
Auf alle Fälle: sie sind rot!
Die Hausfrau flucht, die Hausfrau schreit,
der Hausmann fühlt sich auch entzweit.

Denn leidvoll müssen sie entdecken:
der Wein macht dieses: er macht Flecken.

 

Ghostly hour*

The audience attacked by vision
runs mad before its apparition
when out of the deadly unknown
steps in the guest of stone

his figure covered by a shroud
sewn with shadows of a race dying out.
The speech of his shadows is concerted weep
a tune that makes your flesh creep-

So god bless the child that got an ear
endowed with abilities to hear.
Scoffing Mozart just talks sense
by practising his worst offense.

The Bird circles over desolate flat
and nobody wears that pork pie hat.
Dizzies atmosphere is cleansed of joke
while Mingus fingers are bend to choke.

Now the stony guests urgent appeal
invites the audience to share HIS meal.
And god bless the child that is willing to listen
to the message of the forlorn shadows rhythm.

The descendants musically insentient
are disowned by the mothers of invention
when they hear their faithless kids
singing commercials gratest hits.

So the modern spirit of the age
puts the guest of stone in rage.
His curse is hurled with dreadful verve:
"You'll get the music you deserve!
So god bless the child that got no ear
or Tin Pan Alley will be his fear!"

 

 

Mainland (nightmare)*

The night is falling and barred are the locks
From your glass flows a river of amber.
The whisky’s calling to a life on the rocks,
There ´re no good times that are worth to remember.
Get yet: that melancholy smoke
Is just a sentimental joke.
Standing fixed by the brink
Is worse than to jump
And learn not to sink.

But if you’re looking for mainland
When the big tide rolls in,
Be aware of the main trend.
The floodlights will seize
Only swarming tight squeeze
Showing surface not ground
Til you’re drowned.

Drifting in darkness looking up to a star
You try to keep your head above water.
Eyeless cadavers from the last private war
Are coming with the waves from every quarter.
Get yet: a release by the stream
Is nothing but a foolish dream.
When the lifeline is slim
Instead of paddling about
You better learn how to swim.

But if you’re looking ...

The sun is rising while you gaze at your clock
It is time to drain all the glasses.
The nightmare’s over and you’re back from the dock
Where the wreck full of bugaboos passes.
Get yet: an unshakable ground
May only be a faked solid found.

While plunging into week-day
You better take care
To shun the puddles on your way.

The Pimp*
(frei nach Karl Marx)

There's a sermon which always sounds funny
preached by the worshippers of money.
They teach you with a true ring of conviction
the axioms of societies moral fiction:
may pursuit of profit be your reason to budge
but always remember that hard cash is not up to much!
You'll understand if you try
real and inner values money can't buy.

To be rich or to be good - these two terms of reference
should always require your most ardent deference.
So look at the shaky old wreck whom his purse
procures a tender young girl as his wife and his nurse.
And the deadly boaring person who lives in disdain
if he pays for every bill he is no longer plain.
Now you'll understand if you try
love and fríendship money can buy.

Money is the holy object changing false into right
and your purchasing power defines your individual right.
If you need a new organ don't be afraid and just buy
from an indian beggar a fresh kidney or an eye.
If you're rich but dull and every day your idiocy increases
don't worry: a prof out of work writes your brilliant thesis.
So you'll understand if you try
health and wisdom money can buy.

Hear the rules of the sermon I teach which are these:
cash is the honourable pimp between two enemies.
And if there is no money for your lead
you're nothing but a phantom in the world of need.
With bank notes your imagination becomes real
so every morbid appetite will heal
But I'll stay evil cause I'm not doing well
and be proud to join the devil in hell!

 

Spare hours*

Yesterday while I was resting in my chair
my friend stepped in with a woeful look.
He said: "It's enoug to drive me to despair
I must get back my work by hook or by crook.
It's not that I'm faced with utter ruin
I'm not broke 'cause diligence was alwas my forte
but I'm constantly asked for what I am doing
and I must admit that I feel so bored.
When I wake up in the morning I start with laments:
The next 24 hors lay before me in void!"
Poor fellow! The one who belongs to the choir of the ants
is degraded to sing with the unemployed.
He fears without a job his life will turn into a mess
but I say it's time to defend your right of idleness

A time accelerator controls the rhythm of your haste.
Take care that your quick motion picture will never stop!
Since every tiny little second is devoured without taste
now your brain and soul become to heavy to hop
Reality is occupation and occupation is career
and if you fail to take the head your remorses increase.
Utility and efficiency are the idols you rev
ere
and even your free time is a vocational disease.
You're always to fast to read between the lines
as long as immodest restlessness is your superstition.
You're a prisoner of assiduities confines
when existence at leisure is under suspicion.
Call me a sluggard or the incarnation of viciousness
but i never give up the struggle for my right to idleness.
May constant work be your existantial intention
but in the end I've had my life and you - your old age pension.

 

*hierbei handelt es sich um Songtexte - Berichtigungen meiner "englischen" Fehler nehme ich gerne an.

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